See:
- http://www.derailingfordummies.com/
- http://piratepad.net/derailing-de
- irc://irc.indymedia.org/gendercamp
- http://daringfireball.net/projects/markdown/syntax
- http://github.github.com/github-flavored-markdown/
Ich bin weder Autor_in noch Übersetzer_in dieses Textes!
Roadmap:
- Abschnitte korrigieren/verbessern
- Markdown-Markup einfügen
- Korrekturlesen
- Zur Diskussion stellen
- Infrastruktur bereitstellen
-
- Domain registrieren
- Veröffentlichen
Du weißt ja, wie es läuft. Du hängst entspannst in der Kneipe oder Bibliothek rum, du sitzt in der Schule oder bist im Internet unterwegs und unterhältst dich über ein aktuelles Thema. Wahrscheinlich betrifft es eine Gruppe Menschen, die aus deinem eigenen Erfahrungsbereich und deiner Identität herausfallen. Und vermutlich werden sie ziemlich heftig diskriminiert – zumindest behaupten sie das. Du bist also gerade ganz gut drauf und sprichst über diese Menschen und ihre Probleme. Dein Wissen ist unanfechtbar – es wird von den Medien, in Büchern, von Forschung und von vielen, vielen historischen Ereignissen untermauert. Und außerdem hast du ja noch dein eigenes, unangreifbares Gespür dafür, dass du Recht hast.
Plötzlich wird deinem Drang, deinen beneidenswerten Intellekt mit anderen zu teilen und deiner unvergleichlichen Fähigkeit, Alles vollkommen zu begreifen und zu verstehen, einen Dämpfer verpasst. Es ist jemand, die_der zur Gruppe gehört, über die du gerade redest, und der_die nicht gerade glücklich über das ist, was du von dir gibst. Sie behauptet, dass du total daneben liegst und sie sich davon angegriffen fühlt. Sie ist vielleicht eine Person of Colour, oder eine queere Person. Vielleicht ist sie eine Frau, oder ein Mensch mit Behinderung. Sie könnte auch eine Trans*-Person sein oder ein_e Sexarbeiter_in. Der Punkt ist, sie versuchen dir zu erklären, dass sie besser über ihre eigenen Probleme Bescheid wissen als du; aber du weißt, dass das einfach falsch ist. Aber wieso solltest ausgerechnet du falsch liegen? Mach dir keine Sorgen! Es gibt etwas, was du tun kannst, um dieser potentiell peinlichen und unangenehmen Situation in den Hintern zu treten. Indem du die Konversation einfach [abbrichst, zerstörst usw...derailst], und deren Meinung einfach als falsch abtust und ihre Erfahrung lächerlich machst. So kannst du sicher sein, dass sie weiterhin marginalisiert und ungehört bleiben, während du weiterhin der Experte / die Expertin sein kannst, der_die du tief in dir drin wirklich bist.
Wer hat am meisten Nachteile und gewinnt den Wettbewerb um die größte Unterdrückung? / Wer gewinnt die Goldmedaille in der Unterdrückungsolympiade [sollte es nicht im passiv stehen?] Aber Olympiade im Unterdrückt-Werden?
Folge einfach den Schritten in diesem Leitfaden zur Gesprächsführung mit Marginalisierten™ und im Handumdrehen beherrschst du eine idiotensichere Methode, jedes herausfordernde Gespräch zu DR] und so den vollen Umfang der Vorteile all deiner Privilegien einzufahren. Das beste ist, dass du nicht einmal ein weißer, heterosexueller, cisgeschlechtlicher [?], männlicher Oberschichtler [?] sein musst, um alle Vorteile des DR von Gesprächen genießen zu können! Nein, du kannst die wenig wahrgenommene Taktik der horizontalen Feindseligkeit benutzen, um sicherzustellen, dass, obwohl du selbst Teil einer marginalisierten Gruppe™ bist, du Privilegien anwenden kannst, die eine andere marginalisierte Gruppe™ nicht besitzt, um deren Erfahrungen nicht beachten zu müssen! [ignorieren zu können?] Lies weiter und lerne, und präg es dir ein... du musst diese Taktiken nicht in einer bestimmten Reihenfolge anwenden. Tatsächlich kann das Durchmischen dazu beitragen, dass diese Marginalisierten Leute™ gar nicht mehr zur Ruhe kommen! Letztendlich sind sie es ja gewohnt, dieses Zeug zu hören, also solltest du nicht zu vorhersehbar handeln, sonst werden sie faul!
Als allererstes erklärst du die Marginalisierten Personen™ als für deine Bildung verantwortlich. Da sie sich offensichtlich schon mit diesen Themen auseinandergesetzt haben und sich darum kümmern, hoffen sie, dass Privilegierte Personen® vielleicht eines Tages damit anfangen ihnen zuzuhören und aufzunehmen, was sie zu sagen haben. Indem du ihnen die Verantwortung dich zu erziehen überlässt, erfüllst du diese Hoffnung. Vielleicht bringst du sogar viele dazu, sich und ihre selbstsüchtigen Erwartungen zu hinterfragen, dass du selbst die unzähligen Informationsquellen, die dir als Privilegierte Person ® zu dem Thema zur Verfügung stehen, benutzt! [das ist ein komischer Satz, auch im Orig.] Schließlich würde ja jeder, der von dir erwartet, dass du selbst dazu in der Lage bist ein Thema zu recherchieren annehmen, dass du ein funktionierender Erwachsener [der_die funktionierende Erwachsene] bist, als der_die du dich darstellst! Indem du darauf bestehst, dass du nur etwas lernen kannst, wenn sie genau jetzt und hier noch mehr Zeit opfern, um über genau dieselben Sachen wie schon so oft bisher zu sprechen, kannst du erreichen, dass sie aufgeben und verschwinden. Du gewinnst ganz von alleine.
Darüber hinaus erweckst du sogar den Eindruck, dass du wirklich etwas lernen willst, aber dass sie dich davon abhalten! Richtig, durch diese Taktik kannst du so tun als würdest du nach einem umfassenden Verständnis streben – du willst eine bessere, vernetztere und einfühlsamere Person werden – aber es nicht deine Schuld! Niemand hat dir gesagt wie es geht! Und jetzt wo schon mal jemand hier ist, der so offensichtlich Ahnung davon hat, verwehrt er_sie dir dein qua Privileg® verliehenes Recht alles, was du willst, auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen.
Was uns zu einer weiteren entscheidenden Komponente dieses Argumentes bringt – es ist sehr wichtig, Marginalisierte Menschen™ in Gesprächen beständig daran zu erinnern, dass du tatsächlich privilegiert® bist. Indem du deinen Glauben daran, dass Marginalisierte Menschen™ dir jeden Wunsch sofort erfüllen sollten, klar machst, erinnerst du sie daran, wo ihr Platz in der Gesellschaft ist. Schließlich sind sie nicht hier um ein schönes, unabhängiges und erfülltes Leben frei von Diskriminierung zu haben! Bitte schön! Marginalisierte Menschen™ sind dafür da, deine Neugierde zu befriedigen und damit du dich insgesamt besser fühlst mit deinem Platz in der Gesellschaft. Lass sie das nie vergessen!
Erster Punkt für Dich!
Eigentlich folgt das direkt aus dem obigen Argument, du kannst das aber auch unabhängig davon benutzen.
Du wirst sehen, dass Marginalisierte Menschen™ in diesen Diskussionen dir oft sagen werden, dass sie nicht dafür verantwortlich sind, dich zu erziehen. Das liegt daran, dass Marginalisierte Menschen™ glauben, dass sie eigene Prioritäten im Leben haben können, wie zum Beispiel Arbeiten, Studieren oder Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Klar, da haben sie etwas falsch verstanden – als Privilegierte Person hast du weitaus mehr Rechte über ihre Zeit zu verfügen als sie, und außerdem: wollen sie denn nicht die Welt verbessern? Haben sie nicht darum überhaupt angefangen dich darauf hinzuweisen, dass du ausfällig geworden bist? Also ist doch klar, dass Deine Bildung ihre Verantwortung ist!
Indem Du ihnen diese Verantwortung aufhalst, erinnerst du sie daran, was für eine beängstigende Aufgabe das ist und wie ihre Leben beständig durch Privilegierte® monopolisiert werden, sogar bei Themen, die empowernd für sie sein sollten, wie die Dekonstruktion von Diskriminierung. Du trivialisierst ihr Leben, ihre Bedürfnisse, Interessen und Verpflichtungen, indem du so ihnen nahelegst, dass sie all ihre Zeit und Energie mit ahnungslosen Privilegierten verschwenden und Stunden um Stunden damit verschwenden sollten, das exakt selbe zu sagen, das sie schon dreitausend Mal zu Privilegierten Personen® gesagt haben. Darüber hinaus erinnerst du sie daran, dass sie diese Aufgabe frohen Mutes auf sich nehmen müssen, wenn sie sich um ihre Probleme kümmern! Ist doch ein kleiner Preis dafür, die Einstellungen von Leuten zu verändern? Klar, du hättest gerne, dass sie das so sehen, aber natürlich ist es nicht so. Am Ende fühlen sich die meisten Gespräche mit Privilegierten Personen® für sie an wie den Kopf immer wieder gegen eine Wand zu schlagen, die mit rostigen Nägel gespickt ist. Genau darum geht's. Sorg dafür, dass sie immer schön müde und erschöpft sind, vielleicht gehen sie dann einfach weg.
Den kann man immer gut bringen, wenn es so aussieht, dass sie mit ihren Argumenten weiterkommen. Schließlich will ja niemand "feindselig" rüberkommen, oder? In einer Gesellschaft, die so streng von sozialen Verhaltensregeln kontrolliert wird, die ausschließlich die Privilegierten bevorzugen, sind Leute sehr besorgt darum, "miteinander auszukommen".
Gerade Marginalisierte Menschen™! Weißt du warum? Weil sie marginalisiert sind, erleben sie eine Reihe von Diskriminierungen, für gewöhnlich in vielen Bereichen ihres täglichen Lebens. Es ist für Marginalisierte Menschen™ absolut nicht ungewöhnlich daran gewöhnt zu sein, sehr wütend zu sein und sehr genau darauf zu achten, wie sie mit Privilegierten® umgehen. Weil Diskriminierung bedeutet, dass sie regelmäßig mit Gewalt, zum Schweigen bringen, Unterdrückung oder einfach nur gutem alten Spott und ::::: [sonst Hohn] konfrontiert werden. Das kann das Leben stressig und aufreibend machen, und darum entwickeln viele Marginalisierte Menschen™ komplexe Strategien, feindselige Begegnungen mit Privilegierten Personen® zu meiden. Darüber hinaus werden Marginalisierte Menschen™ von Privilegierten Personen® zu einem bestimmten sozialen Verhalten gezwungen – "angemessenes" Verhalten. Es gibt ja schließlich andere Regeln für sie als für die Privilegierten. Das Training von "angemessenem" Verhalten beginnt für gewöhnlich, wenn sie sehr jung sind, und ist darum tief verwurzelt. Indem du ihnen Feindseligkeit vorwirfst, wirst du ihren Sinn für Vorsicht und ihre Angst rund um dieses Thema ansprechen. Vielleicht wirst du auch Schuldgefühle provozieren, dass sie sich nicht so verhalten, wie sie es antrainiert bekommen haben. Und besser noch – indem du ihnen Feindseligkeit vorwirfst, schiebst du ihnen die Schuld in die Schuhe anstatt zu überlegen, was du Ausfallendes und Verletztendes gesagt hast, das diese "Feindseligkeit" verursacht hat! Das ist definitiv zu deinem Vorteil, weil es sie noch mehr beleidigen und verärgern wird. Du machst Fortschritte …
Bei dem Versuch, mit dir zu kommunizieren, nennt die Marginalisierte Person™ vielleicht Beispiele von Erscheinungsformen der täglichen Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt ist. Viele dieser Beispiele scheinen trivial für Privilegierte Personen®, doch sie reflektieren deutlich die Art und Weise, wie die Marginalisierte Person™ von der Gesellschaft "anders" gemacht - oder auch ge"othered" - wird. "Othering" ist ein System sozialer Markierung, das ein "uns" und ein "sie/die anderen" definiert. Es kategorisiert Menschen in ihre gesellschaftlich zugewiesenen Positionen. Es ist eine Art des Definierens einer sicheren und positiven Position in der Welt, die durch die Stigmatisierung der "anderen" funktioniert. In anderen Worten: Dies ist der Prozess des Entmenschlichen aller Menschen, die von den ausgewählt Privilegierten abweichen. [ohjeohje?]Dies ist der Prozess der Entmenschlichung aller, die nicht zu den Ausgewählten Privilegierten gehören. [?]
Der Marginalisierte Mensch™, mit dem du es zu tun hast, hat dieses "Othering" erlebt. Das bedeutet, dass sein_ihr Körper als öffentliches Gut verstanden wird und dass persönliche und komplexe Details aus ihrem_seinem Leben als Gratis-Informationen aufgefasst werden. Du musst geduldig nicken, während der Marginalisierte Mensch™ versucht, dir verständlich zu machen, auf was für komplizierte und subtile Arten und Weisen sich Othering auf ihr_sein Leben auswirkt. Bis sie_er an einen Punkt kommt, an dem er_sie sich besonders aufzureiben scheint. Dann sagst du: "Oh, aber das geht mir genauso / das kenne ich auch!"
Schwarze Menschen sind zum Beispiel oft entrüstet und irritiert von der Tatsache, dass Weiße denken, sie könnten einfach so ihr Haar anfassen. Dieser Eingriff in ihre Privatsphäre wird oft mit einem Kompliment begleitet: "Oh, Du hast so tolle Haare!". Die Erlaubnis dafür wird jedoch weder eingeholt noch abgewartet. Du musst dann ausrufen: "Das passiert doch jeder_m! Mein Kind hat so schönes weißblondes Haar, und die Leute wollen es immer anfassen!"
Ein anderes Beispiel sind Sexarbeiter_innen. Sie müssen oft höchst intime Fragen ertragen, die sich um alle Aspekte ihres Lebens drehen, um ihre sexuellen Gewohnheiten und den Umgang mit Kund_innen. Wenn sie darüber meckern, wie aufdringlich solche Fragen sind, musst du das mit deiner eigenen Arbeit vergleichen: "Oh, ich kenn das! Ich bin Anwalt/Anwältin, und die Leute wollen immer wissen, wie es im Gericht zugeht." "Ja, total! Ich bin Ärztin/Arzt, und die Leute fragen mich immer darüber aus, was für krasse Sachen ich so erlebe."
Bei einer Transperson, erwarten viele Leute, dass sie sämtliche Details über den Trastitionsprozess erfahren dürfen, inklusive der Details darüber "wie sie genau transformieren". Wenn die Transpersonen darüber sprechen, wie frustrierend das ist, kannst du mitfühlen und unbekümmert ausrufen: "Ja! Findest Du es nicht auch doof, dass Männer von dir erklärt haben wollen, wie Make-up und Hautpflege gehen?" [ich versteh den satz nicht so ganz, deshalb kann ich den nicht so gut übersetzen]
Wenn Du dich mit einer dicken Person unterhältst, die sich darüber beschwert, dass es keine schicken Klamotten in ihrer Größe gibt, kannst du sowas versuchen wie: "Die Modeindustrie ist total Scheiße! Die machen einfach keine Klamotten für reale Körper - Ich mein, nur weil ich Größe 34 hab, heißt das nicht, dass ich klein bin! Alle Jeans sind mir immer zu kurz!"
Eine der mächtigsten Taktiken ist ohne Zweifel die, männliche Beschneidung mit weiblicher Genitalverstümmelung zu vergleichen. Versuch, in jeder Diskussion über weibliche Genitalverstümmelung kurz einzuwerfen: "Aber es ist ok, kleine Jungs zu verstümmeln? Warum redet niemand darüber?" Weil: Das Entfernen eines winzigen Hautlappens ist natürlich absolut vergleichbar mit der massiven Verstümmelung, der viele junge Mädchen ausgesetzt sind.
Auf einer praktischen Ebene wird hier demonstriert, dass Du überhaupt nicht verstehst, was "Othering" im täglichen Leben bedeutet. Du ignorierst, dass Dein Leben [Deine Art, zu Leben?] in Privilegien eingehüllt ist und offenbarst, dass du es nicht hinbekommst, den Prozess der Objektifizierung und Marginalisierung zu begreifen, den diese Leute durchlaufen müssen. Wenn du Privilegiert® bist, sind deine "ähnlichen Erfahrungen" nicht gleichzusetzen mit den Erfahrungen von Marginalisierten Menschen™, weil deine Erfahrungen die Marginalisierung nicht widerspiegeln. Das zu "Vergessen" ist unsensibel und verharmlosend und wird sie bestimmt dazu bringen, mit den Zähnen zu knirschen.
Aber es ist genauso wichtig, dein Privileg zu bekräftigen. Privilegierte Personen® sind es gewöhnt, dass sich alles um sie dreht. Was sie nicht gewöhnt sind, ist, sich mal zurückzunehmen und zuzuhören, was "anders" gemachte Personen für Probleme haben. Privilegierte Personen® haben es gern, sich ständig im Zentrum der Aufmerksamkeit zu befinden. Das erinnert sie daran [vielleicht besser "bestätigt sie darin"?], dass sie wichtig sind. Wenn du das also tust, wirst du dich gut fühlen und eine grundlegende Aussage gegenüber dem Marginalisierten Menschen™ machen. [Ja, du kannst ihre Erfahrung wirklich klein und unbedeutend machen, in dem du alles so drehst, dass es immer nur um dich geht.]
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die entsprechende Marginalisierte Person™ mit Dir diskutiert, weil sie eine bewusste Entscheidung getroffen hat, über dieses Thema nun zu sprechen - obwohl es oft weh tut und das Herz brechen kann. Die "du bist zu aggressiv"-Bombe führt deswegen oft zu noch mehr Wut und Verletzung. Manchmal führt es zu einer noch größeren Betonung und Verzweiflung im Streit. Aber das macht nichts, weil Du nämlich genau das gegen sie benutzen kannst, indem du sie als überemotional bezeichnest. Vielleicht möchtest Du ja auch das Wort "hysterisch" benutzen. "Hysterisch" ist auch ein Wort, dass ganz stark mit negativer Bedeutung aufgeladen ist, also ist es besonders effektiv. Dieses Wort in Diskussionen mit Frauen zu benutzen ist besonders anzuraten, da die Meinungen und Gefühle von Frauen in der Geschichte oft als "Hysterie" abgetan wurden - aber es funktioniert eigentlich auch gegen jeden. Noch eine großartige Phrase gegenüber Frauen ist, sie zu fragen, ob sie PMS haben. Ja, es ist ein Oldie, aber auch ein Klassiker. Wenn Du mehr Vielfalt willst, einige der praktischen streitgewinnenden Taktiken beinhalten die Spekulation auf den neurotischen Status des Gegenübers: Frage sie, ob sie "neurotisch" sind - oder "schizo", zum Beispiel. Anzudeuten, dass Menschen psychische Probleme haben, ist sehr wirkungsvoll um ihre Anliegen abzuweisen. Und gleichzeitig ist es auch noch unsensibel gegenüber Menschen mit wirklichen Problemen bei ihrer psychischen Gesundheit! Eine ordentliche "intellektuelle" Diskussion beinhaltet schließlich immer Distanziertheit und Rationalität. Was ist "Rationalität"? Es ist eine Herangehensweise an emotionale Themen, abgetrennt von Empfindungen, die besonders wertvoll für Privilegierte Menschen™ [Personen R] sind, weil es sie die Ungleichverteilung von Macht zu ihren Gunsten beibehalten lässt. Schließlich ist es einfacher, "rational" zu bleiben, wenn sie keine Gefühle mit dem Thema wegen Gelebter Erfahrung (C) verbinden.
Obwohl es "Du steigerst Dich rein!" sehr ähnlich ist, hat dies eine etwas andere Nuance. Du deutest an, dass die Marginalisierte Person™ nach einem Angriff sucht, den es nicht gibt. Wieder lehnst Du Deine eigene Verantwortung ab, und - das ist die absolute Crux an jedem Aushebeln - Du kannst es einfach nicht oft genug wiederholen und bekräftigen. Egal, was, nichts ist dein Fehler. Nichts, dass Du an verletzenden, beleidigenden, fanatischen oder diskriminierenden Aussagen gemacht hast, ist Schuld - weil Du das ganz harmlos gesagt hast! Schließlich hattest Du niemals einen Grund, deine tief verwurzelten Vorurteile in Frage zu stellen. Warum solltest du also ausgerechnet jetzt damit anfangen? Also willst Du, dass die Marginalisierte Person™ weiß, dass Du das so siehst und dass Du wirklich denkst, die Verantwortung liegt auf ihrer Seite. Wenn sie nicht so angestrengt nach dem Ärger suchen würde, wäre alles viel netter!
Eng mit dem oben genannten Punkt verwandt ist das ein weiteres entscheidendes Element erfolgreicher Entgleisung. Du musst wirklich sicher gehen, dass die Marginalisierte Person weiß, dass du ihre Themen für komplett trivial hältst. Das ist extrem unsensibel und verdeutlicht deinen Mangel an Bewusstsein und Empathie.
Indem du zeigst, dass du absolut keinen Plan davon hast, was ein bestimmtes Thema oder ein bestimmter Punkt innerhalb eures Gespräches und darüber hinaus für sie bedeutet kannst du schön zeigen wie sehr du dich wirklich in deinen Privilegien eingekuschelt hast. Stell dir mal vor, wie verrückt das eine Marginalisierte Person™ macht – es ist ein Privileg®, dass sie nicht teilen und wahrscheinlich niemals kennen werden. Zu erleben, wie jemand es so ungeniert in Anspruch nimmt und nutzt, um ihre Erfahrungen klein zu reden wird ihren Blutdruck mit Sicherheit in die Höhe treiben.
Und das beste ist: Du bist fies und verletzend genug ihnen geradeaus zu sagen, dass sie es genießen, mit Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert zu werden. So sehr, dass sie nach Gründen "suchen" verletzt und angegriffen zu werden! Wow. Das ist fast atemberaubend perfekt als Aushebelungstaktik, es lässt jegliche Klasse und Bescheidenheit vermissen und fällt direkt unter arrogante Boshaftigkeit. Allein schon die Vorstellung, dass irgendjemand es genießt, jeden Tag aufs neue verletzt und diskriminiert zu werden ist so grotesk, dass nur eine Privilegierte Person®, die das noch niemals erlebt hat und nicht weiß wie es sich anfühlt, darauf kommen kann.
Es ist eine Tatsache, dass viele Marginalisierte Menschen™ es tunlichst vermeiden mit solchen Debatten konfrontiert zu werden, weil es so eine schmerzhafte und unerträgliche Erfahrung ist. Diejenigen, denen Du unter diesen Umständen begegnest, haben sich wahrscheinlich bewusst dafür entschieden, auch wenn sie wissen, dass es schlecht für sie ausgehen wird. Dass du ihnen ins Gesicht spuckst für ihre Entscheidung und ihnen zu verstehen gibst, dass es für sie alles nur Spiel und Spaß ist, setzt noch eine besonders pikante Kränkung obendrauf.
Das hier folgt auf "Du genießt es halt, beleidigt zu werden" und hat einen besonders ekligen Geschmack, der Marginalisierte Personen™ mit Sicherheit vor Entsetzen zurückschrecken lässt. Der hier ist besonders für die Marginalisierten Personen™, die in Bereichen und Organisationen arbeiten, die ihre Dienstleistungen schwerpunktmäßig für die Marginalisierte Gruppe™ anbieten. Denk daran, dass in so einer Position arbeiten heißt, dass sie aktiv versuchen Veränderungen zugunsten der Marginalisierten Gruppe™ herbeizuführen. Das bedeutet, dass sie verpflichtet sind, sich mit Diskriminierung und Widerstand von Seiten der Privilegierten® auseinanderzusetzen, während sie Professionalität aufrechterhalten müssen und mit dem Grad an Widerstand gegenüber ihren Anstrengungen Unterdrückung zu eliminieren ernsthaft konfrontiert sind [Hä?] Das wäre extrem ermüdend und sogar deprimierend. Behalte all das im Hinterkopf, weil diese Taktik besonders fadenscheinig ist und du in der Lage sein willst, ihre aushebelnde Schmerzhaftigkeit in vollem Maße zu würdigen.
Wenn du anfängst, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, ist es nicht verkehrt, damit zu kommen. So wie die besten Techniken hier, arbeitet diese auf unterschiedlichen Ebenen. Erst einmal sagt es der Marginalisierten Person™, dass du die ganze Debatte für trivial und jeder Überlegung unwert hältst - gleichzeitig andeutend, dass du ihre Ansichten und Gefühle vollständig missachtest. Zweitens weist du jedwede Verantwortung für Deinen Teil der Debatte und alle Deiner Aussagen von Dir, die diskriminierend oder beleidigend sein könnten. Schließlich stärkst du Dein Privileg™ indem du andeutest, dass es die Aufgabe der Privilegierten Menschen™ ist, die Agenda für die Marginalisierte Gruppe™ zu setzen. Wie können sie schließlich wissen, welche Probleme sie für sich selbst priorisieren sollen, sie sind viel zu unterlegen und dumm! Du, auf der anderen Seite, mit Deiner objektiven und rationalen Privilegierten™ Perspektive, weißt genau was wichtig ist - und das Wichtigste ist definitiv nicht, Dich mit Deiner Engstirnigkeit und Ignoranz zu konfrontieren!
Ähnlich wie Du bist überempfindlich und hat doch seinen ganz eigenen Nutzen. Schau, wenn du sagst "du nimmst die Dinge zu persönlich" zeigst du deine Ignoranz gegenüber der Tatsache, dass diese Themen persönlich für sie SIND! Das ist unheimlich beleidigend und irgendeine_r kriegt es bestimmt in den falschen Hals. Dass du dich schon weigerst ihre Lebensrealität zu berücksichtigen, gibt ihnen einen ziemlich guten Eindruck darüber wie die Situation verkommen wird. Allerdings wird das natürliche menschliche Bedürfnisse nach Verständigung sie wahrscheinlich dazu bringen zu versuchen mit dir zu diskutieren. oder dir wenigstens einige gute Weiterbildungsgrundlagen empfehlen, die dir helfen sollen Erkenntnisse über ihre Erfahrungen zu gewinnen. Das kann dir wiederum dazu verhelfen noch einmal einzufordern, dass sie dich persönlich aufklären. Indem du abstreitest, dass diese für sie Unterhaltung persönlich ist, offenbarst du zudem deine eigene Distanziertheit: Du hast nichts zu verlieren, indem du dich an diesem Streit beteiligst, du machst es nur aus Spaß an der Freude. Dein Gegenüber wird sich dessen nur zu bewusst sein, das wird an ihren Emotionen nagen und sie somit wunderbar für die nächsten Schritte vorbereiten, auf die du sie mitnimmst.
Oh ja, vergiss niemals dieses kleine Schmuckstück! Du weißt, das Internet ist nicht das "echte Leben" und deshalb kann auch nichts, was im Internet geschieht, jemals eine Wirkung auf echte Menschen haben. Nein, alles, was im Internet passiert ist, allein weil es im Internet passiert: "Ein Witz!"
Am Besten funktionieren diese beiden Schritte zusammen. Du könntest sie natürlich auch einzeln benutzen, aber nur in Kombination wirst du die Marginalisierte Person™ in so richtig tiefe Bestürzung und Wut versetzen. Egal was die Marginalisierte Person™ dir an den Kopf wirft, das Patentrezept ist eine gelungene Mischung aus Verachtung und Abweisung. Als Privilegierte Person® ist es wichtig Marginalisierte Menschen™ ständig anhand ihrer Klasse und deiner Erwartungen an sie in ihre Schranken zu verweisen.
Selbst wenn die Unterhaltung reale Lebensumstände und Situation von Menschen widerspiegelt, achte darauf, dass du sie zunächst in einem akademischen Rahmen verortest. Wenn die beteiligte Marginalisierte Person™ Umgangssprache benutzt oder zu sehr ihre Lebenserfahrung© betont. Stelle sofort klar, dass du es nicht als "ordentliche Diskussion" gelten lassen kannst, solange Theorie und Philosophie (inklusive Fremdwörter, die außerhalb akademischer Artikel nicht vorzufinden sind) keine entscheidende Rolle spielen. Wenn eine Unterhaltung unter Rahmenbedingungen stattfindet, die der Marginalisierten Person™ vielleicht nicht vertraut sind, ist das ein weitere Weg dein Privileg zu behaupten. In der Tat hat die akademische Welt wenig mit der Realität zu tun, aber so zu tun als ob ist ein sicherer Weg dein Gegenüber zu schwächen. Es ist außerdem eine gute Gelegenheit subtil die Intelligenz der Marginalisierten Person™ zu beleidigen, indem du nahelegst, sie sei einfach nicht gebildet oder nicht gebildet genug um wirklich an solchen Diskussionen teilhaben zu können.
Sollte die Marginalisierte Person™ allerdings plötzlich offenbaren, dass sie oder andere Marginalisierte Personen™, die dazugekommen sind, sich in der akademischen Welt gut auskennen, oder die ganze Diskussion auf akademischem Grund angefangen hat, kannst du schnell die andere Spur nehmen und ihnen vorwerfen sie wären zu abgehoben. Du weißt, Marginalisierte Personen™, die der Standardwahrnehmung von "intellektuell" entsprechen, halten sich für etwas besseres und verdienen demnach nichts außer Hohn und Spott. Du kannst dich darüber auslassen wie sie Menschen verprellen, über sie hinweg reden und sich so herablassend verhalten. Du solltest hier besonders auf deine Wortwahl achten um wirklich auszudrücken, wie sehr du ihre Bildung/Art verachtest. "Dreist" ist ein besonders provozierendes Wort für Farbige, speziell Afroamerikaner_innen, da sie regelmäßig als "dreist" bezeichnet wurden, wenn sie nicht auf ihrem Platz bleiben wollten [FIXME: Hier passendes Beispiel für Europa/Deutschland einfügen.]. "Eingebildet", "selbstherrlich" und "versnobt" sind auch ausgesprochen nützliche Worte. Das unterstellt, die Marginalisierte Person™ habe eine hochtrabende Meinung von sich, die völlig unverdient ist, da sie dazu lediglich in einer Weise kommuniziert, auf der du sowieso bestehen würdest, hätte sie es nicht von selbst getan. Wir alle haben unseren Platz im Leben und der bevorzugte Platz für Marginalisierte Personen™ ist unter deinem Schuh.
Entscheidend ist rüberzubringen, dass du ihre Intelligenz und Bildung - egal ob formell oder selbst erlangt - für ungenügend hältst und dass sie andere herabsetzen/ausgrenzen, wenn sie sie benutzen. Du möchtest, dass sie sich deswegen schämen oder sie wenigstens daran erinnern, dass Privilegierte Personen® der Ansicht sind, sie hätten kein Anrecht darauf.
Hier eine_n Freund_in mit einzubeziehen ist eine besonders gute Idee. Eine_r von euch kann die_den "Intellektuelle_n" mimen, der_die andere kann auf dasselbe verächtlich reagieren. Das ist besonders praktisch, wenn sich mehrere Marginalisierte Personen™ sich an der Unterhaltung beteiligen. Prügelt von allen Seiten auf sie ein und die Situation wird sich umgehend verschlechtern.
Außerdem klappt es super Grammatik- oder Rechtschreibfehler taktisch zu nutzen und Kommentare hinsichtlich ihrer Form statt ihres Inhalts zu kritisieren. Das lenkt weiter vom eigentlichen Thema ab. Du willst, dass sich Leute, die eine andere als die verwendete Sprache zur Muttersprache haben oder Leute mit weniger formaler Bildung sich ihrer Unzulänglichkeiten ständig bewusst sind und du willst, dass andere, für die es die Muttersprache ist und die eine formale Bildung haben, sich durch ihre Fehler getadelt fühlen (selbst wenn solche Fehler in einer hitzigen Debatte oder in Internet-Diskussionen fast jeder_m passieren und das überhaupt keine Rückschlüsse auf Fähigkeiten zulässt). Diese Taktik kann ALLE Herangehensweisen in dieser Hinsicht abdecken und verursacht garantiert Scham oder Minderwertigkeitsgefühle.
Dies ist eine besondere Taktik, aber das heißt nicht, dass sie nicht sehr frei und weit verbreitet angewendet werden kann. Wenn überhaupt, benutze sie so oft du kannst und überall.
Wie du siehst, wird mit dieser Technik die Intelligenz und Verständnisfähigkeit angegriffen, aber in einer sehr subtilen und hintergründigen Weise. Die Technik ist sehr nützlich in Diskussionen über Literatur und andere Medien oder über akademische Themen
Die Quintessenz der Technik ist: Es ist nichts Offensives in meinen Worten, du verstehst es nur einfach nicht [weil du zu dumm bist!].
Zum Beispiel - du möchtest deiner Meinung Nachdruck geben, dass der Kontext unwichtig ist [es gibt keine Parallelen zum Rassismus auf einem mythologischen Planeten, auf dem wunderschöne Elfen hässliche, tierische Orks als Sklaven halten - es nichts mit der Erdgeschichte zu tun!] oder dass alle anderen einfach falsche lesen [okay, du kannst es natürlich aus dieser Perspektive betrachten, aber das ist nicht die Perspektive aus der es gelesen werden sollte, deshalb ist deine Argumentation von vornherein unlogisch und mangelhaft.]
Nochmals [und das ist ein fundamentaler Aspekt des "Derailing"] zeigst du deinen Mangel an Verständnis für ihre Themen und erklärst ihnen gleichzeitig, dass sie Unrechtrecht haben, weil du [und alle Privilegierten Menschen®] es einfach besser wissen. Probiere es aus, warte ab und beobachte, was du zurück bekommst.
Burn, baby, burn!
Wenn du dich wirklich als Privilegierte Person® hervortun möchtest, musst du lernen, Daten, Statistiken, Studien und empirische Belege mehr zu schätzen als alles andere, aber ganz besonders mehr als Lebenserfahrung©. Du kannst so tun, als ob du keine Ahnung hättest, dass die meisten Studien von Privilegierten Personen® durchgeführt wurden und deshalb Verzerrungseffekte in sich tragen und darauf bestehen, dass Marginalisierte Menschen™ Belege für ihre Behauptungen vorweisen.
Ihre gelebte Erfahrung© zählt nicht als Beleg, da sie subjektiv und deshalb wertlos ist. Das ist sehr wichtig, da es in zwei Richtungen funktioniert: 1] es kommuniziert der Marginalisierten Person™, dass ihre persönlichen Zeugnisse nicht geglaubt werden und keinen Wert haben, was sehr schmerzt; und 2] es untermauert wieder einmal dein Privileg. Wie du siehst, ist die Befähigung Studien durchzuführen, Daten zu sammeln und distanzierte "fakten-basierte" Berichte darüber zu schreiben an sich schon eine privilegierte Aktivität. Die Möglichkeit breiten Zugang zu diesem Material zu bekommen und es intensiv zu erforschen ist ebenfalls inhärent privilegiert. Privilegierte Personen® finden es leichter diese Wege einzuschlagen als Marginalisierte Menschen™ und so erinnerst du sie ein weiteres Mal daran, dass du dieses Privileg besitzt und verstärkst, dass die Welt als ganzes ein Analyse-System schätzt, dass sie ausschließt, und sich selbst mehr Wert beimisst als ihren tatsächlichen persönlich erlebten Erfahrungen. Der Prozess "Fakten" höher zu bewerten als "Meinungen" ist sehr stark im Interesse verwurzelt Privilegien zu bewahren. Durch diese Methode kann das fortgesetzte Leiden und "Othering" von Millionen von Menschen ignoriert werden, weil es durch "Meinung" [Gefühle] und nicht "Fakten" [Vernunft] gestützt wird. Das ist auch wichtig, weil es die Marginalisierte Person™ dazu aufruft etwas zu tun, was einfach unmöglich ist, und das ist, die Ganzheit der Erfahrungen ihrer Gruppe in ein endgültiges Beispiel zu gießen. Es ist wichtig, dass du diesen Präzedenzfall für die nächsten Schritte etablierst.
Natürlich sind Strohmann-Argumente [<- zu Wikipedia [http://de.wikipedia.org/wiki/Strohmann-Argument] verlinken?] entscheidend, um eine Unterhaltung erfolgreich auszuhebeln. Es ist sehr wichtig, die Erfahrung der Marginalisierten Person™ zu jeder gegebenen Gelegenheit gering zu schätzen und abzutun. Abgesehen davon dass du einfach absolut verletzend und erniedrigend bist, zwingst du sie zudem in eine konstante Rechtfertigungshaltung. Wenn eine Marginalisierte Person™ dir einen persönlichen Beleg gibt musst du auf der Stelle daraus schließen, dass sie von fast allen ihrer Gruppe sprechen. Du musst jetzt schnell sein und ihr sagen, dass dies falsch ist und sie das lieber nicht tun sollte.
Du wirst herausfinden, dass es für Marginalisierte Menschen™ sehr wichtig ist zu betonen, dass sie nicht alle gleich sind. Das ist so, weil Privilegierte Personen® sie immer wieder zu einer großen, monolithischen Gruppe zusammengefasst haben, in der alle gleich aussehen, gleich handeln, gleich denken, gleich sprechen, sich gleich kleiden, gleiches essen, gleich fühlen -du verstehst. Und - natürlich - sind alle diese monolithischen [?] Verhaltensweisen "anders" als die der Privilegierten®. "Othering" ist ein Prozess der es Privilegierten Personen® erlaubt, die Marginalisierten™ als weniger menschlich zu betrachten und dabei diskriminierende und stigmatisierende Verhaltensweisen gegen sie zu rechtfertigen/ legitimieren.
Mit dieser Sorge kannst du spielen, indem du ihnen das Gefühl gibst dass du denkst dass sie ihre eigene Gruppe gerade homogenisieren. Außerdem funktioniert es gut, wenn du ihnen suggerierst, dass ihre Erfahrung wertlos ist, weil sie nicht mit den Erfahrungen aller anderen gleichzusetzen ist - vor allem jene, für die du dich entschieden hast sie zu bevorzugen. Also die Erfahrungen, die in deinem eigenen Kopf deine Vorurteile stützen. Das ist extrem [herabsetzend?] und beleidigend, da Du im Prinzip ihre Realität bezweifelst/leugnest?
Persönliche Erfahrungen sind wichtig für Menschen und so ist es wahrscheinlich dass sie, während sie mehr und mehr verletzt und wütend werden, kontinuierlich versuchen werden sich zu verteidigen und Belege für ihr Gesagtes zu formulieren, um auf dein peinlich genaues Bohren zu reagieren, während du dich in deiner Befriedigung darüber aalen kannst, zu wissen, dass du sie bedrängt und ihnen Schmerz zugefügt hast.
Du bist auf dem besten Weg zum Sieg!
Du hast sie erfolgreich in der Falle! Wir haben bereits festgelegt, dass Erfahrung kein Monolith ist und dass Menschen, nur weil sie der selben Marginalisierten Gruppe™ angehören, nicht alle die gleichen Gedanken, Gefühle und Erfahrungen teilen.
Diese Taktik hängt mit "Deine Erfahrung lässt sich nicht verallgemeinern" ["Deine Erfahrung ist nicht verallgemeinerbar" oder "Deine Erfahrung ist nicht repräsentativ für alle"?] zusammen, ist jedoch viel schmerzhafter und deshalb die effektivere Waffe.
Wenn der Marginalisierte Mensch™ im Gespräch Aufwind bekommt und anfängt, andere von seiner Position zu überzeugen oder gar ein paar Privilegierte Personen® dazu bringt, sich zu entschuldigen oder ihre "Fehler" einzugestehen, ist es Zeit, diese Bombe platzen zu lassen: Stell seinen marginalisierten™ Status in Frage.
Sie erlaubt es dir, einmal mehr die Erfahrungen der betreffenden Person klein zu machen, indem Du ihr nicht glaubst. Gleichzeitig verstärkst Du damit das "anders" machen der Person, welches wir oben schon mal besprochen hatten. Wenn du dich in einer Situation mit in einer Person befindest, die aus einem nicht-deutschsprachigen Land kommt, aber fließend Deutsch spricht und schreibt [insbesondere, wenn sie es so gut kann, dass du die Person zuerst für eine_e Muttersprachler_in gehalten hast], musst du darauf bestehen, dass das nur bedeuten kann, dass diese Person eine ungewöhnlich gute Bildung genossen hat [wahrscheinlich in einem deutschsprachigen Land], die ihren Landsleuten nicht zugänglich ist. Was bedeutet, dass die Person schlicht nicht qualifiziert ist, über das Leben in ihrer Heimat zu sprechen - sie ist zu Privilegiert®, um das Leben dort wirklich nachvollziehen zu können
Oder, wenn du dich mit einer behinderten Person unterhältst, musst du höhnisch behaupten, dass sie ja wohl nicht "so" behindert sein könne wie die anderen Behinderten, weil sie ja noch in der Lage sei, mit dir zu kommunizieren. Oder, weißt du, du kannst dir sowas wenigstens denken. Es ist auch toll, diese Keule bei einer_m Sexarbeiter_in zu benutzen, wenn sie_er erzählt, dass Sexarbeit eine positive und das Selbstbewusstsein stärkende Entscheidung sein kann beziehungsweise nicht die Arbeit an sich das Problem sei, sondern die Stigmatisierung dieser Arbeit. Dann musst du unbedingt sagen, dass diese Person offensichtlich ein_e sehr Priveligierte_r® Sexarbeiter_in ist, weil "echte" Sexarbeiter_innen immer die Degradierten sind, ihren Job hassen und dazu gezwungen werden.
Wichtig ist, eine Art falsche Marginalisierungs-Hierarchie zu erstellen, in der die Erfahrungen der Person, mit der du gerade sprichst nicht mal im entferntesten mit den Stigmata und den Diskriminierungen sämtlicher anderer Mitglieder dieser Gruppe auf eine Stufe gestellt werden kann. Auf diese Art und Weise kannst du sie dazu zwingen, erstmal nachweisen zu müssen, womit die schon alles konfrontiert wurde, was du dann einfach missachten oder gar als weiteren "Beweis" nutzen kannst, dass sie eigentlich ein wirklich Privilegiertes® Beispiel ist und kein Recht hat, überhaupt darüber zu reden.
Das hier ist großartig - es ist der Aushebeln für Anfänger_innen KO-Schlag unter die Gürtellinie! Indem du das benutzt, lenkst du einerseits vom Thema ab und bestätigst gleichzeitig die Art Bigotterie, an die du wirklich und wahrhaftig glaubst [als ob sie das nicht schon längst wüssten!]. Zusätzlich zeigt es das ganze Ausmaß deines Privilegs® auf - du bist so realitätsfern , dass du unfähig bist wahrzunehmen wie Marginalisierung, Objektivierung und soziale Ächtung zu internen Problemen beigetragen haben könnten, während die Marginalisierte Gruppe™ darum kämpft in einer Welt zurechtzukommen, die sie wie Eigentum oder Abweichler behandelt. Wenn die Marginalisierte Person™ darüber redet, welche Art von Diskriminierung sie von Privilegierten Personen® erfährt und du dich langsam etwas unwohl fühlst, ist das ein guter Zeitpunkt Statistiken z.B. über Gewalt unter Schwarzen aufzutischen, Polizeibrutalität abzutun oder vielleicht darüber zu reden, dass Frauen alle total böse und zickig sind und gegenseitig ihre Körper kritisieren um damit durchblicken zu lassen, dass sozialer Druck bezüglich Gewicht und Körperbild unbedeutend ist. Du könntest sogar über schwule Männer, deren wilde, ungeschützte Sexorgien und darüber herziehen, dass sie allein für die Ausbreitung von AIDS verantwortlich sind, um damit gay bashing [deutsch?] und Homophobie kleinzureden [denn wenn ein guter Heteromann Angst haben muss sich von einem vorbeilaufenden schwulen Mann AIDS zu holen, dann ist es vollkommen angemessen ihn mit einem Feuerlöscher krankenhausreif zu prügeln!]. Aber am besten von alledem ist, dass es suggeriert sie wären voll und ganz verantwortlich für all die Prüfungen und den Kummer, dem sie sich gegenüber sehen - es ist keine diskriminierende Gesellschaft, niemals, auf keinen Fall! Schuld ist ihre Unfähigkeit sich gegenseitig respektvoll zu behandeln. Weil sie nunmal, du weißt schon, keine richtigen Menschen sind [zu krass?]. Nur die niedrigsten und verkommensten Wesen könnten sich ihrer eigenen Art gegenüber so niederträchtig verhalten! Richtig? Wenn die Marginalisierte Person™ nach und nach bemerkt, dass das deine Ansicht ist, wird sie von ihrem Entsetzen überwältigt werden und mit ein bisschen Glück den Faden in ihrem Argument verlieren - oder vielleicht völlig gelähmt sein, was dir die Gelegenheit bietet dich süffisant zurückzulehnen und einen weiteren Punkt auf deinem Konto zu verbuchen.
Als Privilegierte Person® ist es natürlich, dass es dich frustriert und du dich ausgeschlossen fühlst und von der jüngsten Welle von Marginalisierten Menschen, die sich historisch negativ besetzte Begriffe als Selbstbezeichnung aneignen. Damit sorgen diese Marginalisierten menschen nicht nur dafür, dass es "politisch inkorrekt" gilt wenn Privilegierte Personen diese Begriffe verwenden – und dabei sogar so weit gehen sie gesetzlich als "Hassverbrechen" zu definieren! Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und benutzen diese Begriffe ganz dreist unter sich! Das ist verwunderlich und ärgerlich für Privilegierte Personen®, die damit nur außen stehen können, sehnsüchtig nach innen blickend, hoffend, dass früher alles einfacher war, als es noch für jede_n total okay war Frauen Huren, Türk_innen "Kanacken", Trans* Personen Transen, schwule Männer Schwuchteln zu nennen und Schwarze Menschen mit dem N-Wort zu bezeichnen. Wer denken denn diese Marginalisierten Menschen™ wer sie sind, dass sie über die Sprache bestimmen können, mit der sie traditionell unterdrückt wurden? Das ist wirklich nicht fair! Verliere den Mut nicht, denn es gibt immer einen Weg aus dieser Nummer – wo es ein Privileg gibt, gibt es immer einen Weg! Zuerst musst du totale Ahnungslosigkeit über die Sache mit der Aneignung vortäuschen und so tun als würdest du davon ausgehen, dass in wir uns diesen post-race/sexuellen/gender/etc. Zeiten alle weiterentwickelt hätten und "Wörter nichts mehr bedeuten" und es total okay für alle ist beleidigende Bemerkungen von sich zu geben und sie dann ... tja: benutzen.
Wenn eine Marginalisierte Person™ dich zurechtweist, reagiere empört. Drücke Verwirrung aus. Verlange nach einer Erklärung. Sag, dass du es nicht verstehst – wenn ihr diese Begriffe benutzt um über euch zu sprechen, warum darf ich das denn nicht? Siehst du, du unterstellst, dass sie scheinheilig sind. Dass sie einfach akzeptieren müssen, eine Doppelmoral zu etablieren, wenn sie beleidigende und unterdrückende Sprache untereinander benutzten und Privilegierte aber davon abhalten wollen. Was dir das zu ignorieren ermöglicht, ist die Realität der Machtdynamiken, die hier im Spiel sind. Sich Sprache wieder anzueignen ist ein Mittel, durch das Marginalisierte Menschen etwas von der Macht zurückgewinnen, die ihnen traditionell verwehrt wird, indem sie die Kontrolle über die Wörter übernehmen, die benutzt werden um sie zu erniedrigen und diskriminieren. Wenn diese Begriffe von Privilegierten Menschen kommen steht dahinter eine lange und sehr ernste, negative Geschichte die von den Wörtern selbst nicht getrennt werden kann. Wenn also eine Privilegierte Person diese Begriffe verwendet, lässt sie die Geschichte und Psychologie hinter den Worten fortbestehen. Sie übt eine unterdrückende Macht aus, die Teil dieser Begriffe geworden ist – eine Macht die Marginalisierte Menschen zu unterlaufen und demontieren suchen wenn sie sie benutzen.
Tu nicht so, als würdest du das verstehen. Behaupte einfach immer weiter, dass das scheinheilig und unfair ist. Es ignoriert auch die Tatsache, dass die Diskurse rund um beleidigende Sprache innerhalb marginalisierter Gruppen nicht so einfach sind und dass es viele unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema gibt. Marginalisierte Menschen wie einen Schwarm zu behandeln ist immer eine super Strategie um sie weiterhin unterschwellig zu beleidigen, denn weil es bei der ganzen Sache ja nur darum geht so viele Kerben an Deinem Gürtel zu sammeln wie nur möglich willst du natürlich sichergehen, dass du ihnen so viele Tritte unter die Gürtellinie verpasst wie möglich.
Verharmlose einfach die Argumente deines Gegenübers, indem du darauf aufmerksam machst, dass, egal welche beleidigende/bornierte/ignorante/stereotype Sache du in Bezug auf eine Marginalisierte Person™ gesagt oder getan hast, "es aber doch stimmt!". Diese Antwort ist ein sehr effektives Universalrezept, da jedes Argument in eine niemals endende Schlaufe katapultiert wird. Du musst weder auf einen der Punkte eingehen, welche die Marginalisierte Person™ anspricht, noch deine Beleidigung zugeben und dich entschuldigen – du kannst jegliche Verantwortung abstreiten, indem du auf jedwede Gegenbehauptung oder versuchte Korrektur und Begründung wieder und wieder entgegnest: "Aber es stimmt doch!" Du kannst sogar so weit gehen, offenkundig von der Marginalisierten Person™ entnervt zu sein, da sie die 'Wahrheit' der Situation leugnet, und Vergesslichkeit vorspielen, wieso irgendwas von dem, was du gesagt hast, verletzend sein könnte, wenn "es doch stimmt!".
Den hier kannst du wunderbar hervorholen, falls du dich irgendwie in die Ecke gedrängt fühlst. Wenn die Aussagen der Marginalisierten Person™ Sinn ergeben und du langsam das unangenehme Gefühl spürst, dass du irgendwo falsch liegen könntest, zaubere einfach deine_n Freund_in aus dem Hut – deine_n schwarze_n Freund_in oder deine_n transsexuelle_n Freund_in, deine_n geistig behinderte_n Freund_in oder deine_n als Sexarbeiter_in arbeitende_n Freund_in – und mache deutlich klar, dass sie deine Meinung zu diesen Themen zu 100% unterstützen. Natürlich musst du so tun, als wären dir verinnerlichte Stigmata ebenso wenig bewusst wie die Tatsache, dass deine Freunde möglicherweise unter der von Privilegierten® ausgeübter Diskriminierung leiden. Und es ist, wie oben bereits eingeführt, zwingend erforderlich, dass du die Vielfältigkeit an Erfahrungen unberücksichtigt lässt und dabei so wirkst, als würdest du sie unterstützen. Schließlich ist dein_e Freund_in ja der Beweis, dass es innerhalb der Marginalisierten Gruppen™ unterschiedliche Meinungen gibt, aber da sie dir ja zustimmen, bedeutet dass, dass du auf keinerlei Weise alternativen Vorstellungen Glauben schenken musst, schon gar nicht von besagter Marginalisierter Person™. Außerdem gibt dir das diesen praktischen progressiven Anstrich – all ihre Anschuldigungen bezüglich Rassismus/Sexismus/Ableism/Sowashalt sind ja wohl völlig gegenstandslos, denn du hast Freund_innen, die diese Gruppe repräsentieren; das zeigt, wie aufgeschlossen und unglaublich cool du wirklich bist!
Weißt du, was das beste daran ist? Diese Freund_innen müssen ja nicht mal existieren!
Genau, diese_r Freund_in braucht nicht mehr zu sein als ein Produkt deiner Fantasie, heraufbeschworen, um dich in deiner Stunde der Not mit stellvertretender Unterstützung zu versorgen! Wie soll die Marginalisierte Person™ das überhaupt überprüfen? Sie kann misstrauisch sein, aber das ist ja wohl kein Beweis. Du liegst im Spiel jetzt definitiv vorn!
"Komm schon", sagst du, "wir tun alle unser bestes eine vernünftige, unparteiische Debatte zu führen. Nur du machst nicht mit. Du versuchst daraus einen Kampf zu machen. Du machst es für alle anderen kaputt!" Mit anderen Worten: Wenn du einfach alles genau so tun und sagen würdest, wie wir Privilegierte Personen® es von dir verlangen, wäre das Leben so viel einfacher. Für mich. Für dich? Naja, wie kommst du darauf, dass mich das interessiert? Diese Taktik kombiniert subtil einige der oben genannten Punkte: Du nimmst die Dinge zu persönlich, Du argumentierst mit Meinungen und nicht mit Fakten und Du hast das falsche Bewusstsein und sorgt dafür, dass die Marginalisierte Person™ sich von allen Seiten bedrängt fühlt. Es ist großartig sich gegen jemanden zu verbünden, speziell gegen Leute, die dieses "Othering" jeden Tag erleben. Es verstärkt ihr Gefühl von Isolation, was sie bestürzen und verwirren wird und damit ihren Standpunkt schwächt. Wenn du das alles noch im passenden herablassenden Ton vermittelst, wirst du sie wirklich aus dem Gleichgewicht bringen...
Nun sind deren Gefühle vermutlich zutiefst verletzt und sie sind sehr wütend. Vergiss nicht, dass sie diese Art von Diskriminierung an jedem einzelnen Tag auf subtile Weise erleben und darum emotional damit umgehen und reizbar sind. Du kannst diese Schwäche zu deinem Vorteil nutzen und als Sieger hervorgehen! Schließlich weiß jede_r, dass Marginalisierte™ die Verpflichtung haben, sich im Angesicht von ärgerlichen Beschwernissen ruhig und erhaben zu verhalten. Wenn dein Opfer aggressiv wird hast du gewonnen! Warum? Nun, das ist einfach – entscheide einfach, dass es für seine ganze Gruppe repräsentativ ist! Du könntest zum Beispiel etwas sagen wie "Du merkst schon, dass du alle X schlecht aussehen lässt? der "Na herzlichen Glückwunsch, jetzt hast du das Vorurteil bestätigt, dass X wütend, irrational und übersensibel sind!" Vielleicht kannst du sogar sagen "tja, ich wollte gerade sagen, dass ich dir zuhöre, aber jetzt wirst du beleidigend, das muss ich mir nicht anhören!" Kümmere Dich nicht um Kleinigkeiten wie deren Gefühle. Meine Güte, die sind erwachsen, oder? Es zählt allein, Deine Diskriminierung als absolut fair zu verteidigen und zu verhindern, dass Deine vorurteilsbehafteten Standpunkte in Zweifel gezogen werden. Du könntest auch diese kleine Bombe platzen lassen: "Du schadest nur Deinen Überzeugungen wenn du zornig bist, Verständnis kann nur aufkommen, wenn alle Seiten geduldig sind und sich respektieren So kommst du nicht nur als blasiertes, selbstgerechtes Arschloch rüber [--- ? ---], du kannst ihnen auch die Schuld an ihrer Wut in die Schuhe schieben, als sei es [?unverdient?]. Jeder gewinnt! Naja, außer ihnen natürlich.
Definitiv eine der letzten Taktiken, die Du anwenden kannst, wenn Du der Ansicht bist, dass die marginalisierte Person™ einfach unnachgiebig ist und Dir die Optionen ausgehen. Das hier ist ein direkter Angriff. Bis dahin hat man dir wahrscheinlich deine ganzen Vorurteile auseinandergenommen und sowohl deine Einstellungen als auch das privilegierte System in dem du dich befindest, heftig kritisiert. Du nimmst das wahrscheinlich sehr persönlich, weil es die Fundament deiner Überzeugungen zum Erschüttern bringt und dich mit Aspekten deinen eigenen Verhaltens und deiner Natur konfrontiert, die du lieber außen vor lassen würdest. An dem Punkt sagst du zu ihnen: Ihr seid genauso schlimm wie die Leute, die euch unterdrücken! Weil sie wütend sind über das, was mit ihnen gemacht wird und weil sie aggressiv sind und darauf beharren, dass sich etwas verändert, kannst du dieses Verhalten ins Visier nehmen [denk daran, dass es sich für Marginalisierte nicht schickt – sie sollen zu jeder Zeit ein demütiges und schwer geprüftes Beispiel sein], in dem du behauptest, dass es sie auf eine Eben mit den Leuten und dem System stellt, dass sie in jeder Sekunde jedes Tages ihres Lebens stigmatisiert und ächtet. So wird auch nahegelegt, dass es total unvernünftig und unverhältnismäßig ist, auf Diskriminierung zu reagieren [sie sollten die Schläge einfach hinnehmen!] und dass ? Das ist wichtig, wenn du wirklich zeigen willst, was für ein Drecksack du bist. Also pass auf, dass du es genau im richtigen Moment raushaust. Korrekt benutzt ein richtiger Volltreffer!
Kann passieren: Irgendwann kommst du an den Punkt wo dich, obwohl du die ganze Zeit diese ganzen Taktiken wie ein Profi benutzt hast, plötzlich der unangenehme Gedanke befällt, dass an dem, was die MarginalisiertenPersonen™ sagen, äh, was dran ist. Das fühlt sich für keine Privilegierte Person ® gut an. Es ist erstmal ziemlich unangenehm, dieses Gefühl, dass du möglicherweise mit etwas falsch liegst. Aber noch schlimmer: Es könnte bedeuten, dass du es zugeben musst. Aber keine Angst, es ist noch nicht alles verloren! Du kannst dich immer noch rausmogeln! Sag einfach: "Es war alles nur ein soziales Experiment!" Dann ist es nämlich ok, verstehst du? Für die Marginalisierten Personen™ heißt das nicht nur, dass du nicht der_die dumme, widerliche Fanatiker_in bist, von dem_der dir gerade klar wird, dass du sie bist. Du kommunizierst auch erfolgreich, dass du so instinktlos, so arrogant und so ein Idiot bist, dass du dir sehr echte und ernste Themen, die deren Leben betreffen, vornimmst und als theoretische Diskussion für deine eigene abgehobene Unterhaltung behandelst! Auf diese Art rettest du deinen Arsch während du dein Privileg bestätigst!