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@plepe
Created November 26, 2012 15:38
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Commons - von der Informatik in die Raumplanung

Commons in der Informatik: Die „Free and Open Source Software“ Bewegung

Um Anwendungsmöglichkeiten für das Commons-Prinzip in der Raumplanung zu finden, ist es hilfreich sich Anwendungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen anzusehen; zum Beispiel in der noch relativ jungen Branche Informatik. Dort spielt das Commons-Prinzip besonders in der Softwareentwicklung und in der Wissensgeneration eine große Rolle.

Digitale Information - zu dieser zählt Software - hat das Herausstellungsmerkmal, dass sie unendlich vervielfältigbar ist, ohne einen technischen Qualitätsverlust zu erleiden - im Gegensatz zu Raum, der eine beschränkte Ressource ist.

Das bedeutet aber auch, dass das Vervielfältigen von Information nur künstlich beschränkt werden kann. Das möchte man z.B. zur Kommerzialisierung von Inhalten (wie Computerprogrammen oder digitalen Inhalte wie Filme und Bücher), aber auch aus Datenschutzgründen (Stichwort: Gläserner Mensch). Diese künstlichen Beschränkungen sind aber nie perfekt und werden immer wieder geknackt. Oft ist besser, die Informationen gar nicht erst zu sammeln - man weiß nie, was mit den Informationen mal passiert (Stichwort: Kameraüberwachung).

Es gibt natürlich auch in der Informatik beschränkende Faktoren, dazu zählen vor allem die Größe von Festplatten und anderen Medien, sowie Geschwindigkeit und Kosten des Internetzugangs. Im Vergleich zu Wert und Kosten von Information sind diese Beschränkungen meist vernachlässigbar.

Ein kurzer geschichtlicher Abriss der Softwareentwicklung

Als die ersten Computer erfunden wurden, hat sich noch niemand Gedanken dazu gemacht, wie man mit Software Geld verdienen könnte, diese waren ursprünglich ein Teil ihrer Computer. Der Begriff „Software“ wurde erst 1958 geprägt - zu einer Zeit, als man begann Software zu standardisieren.

Bis in die 1980er Jahre hatte sich die Softwarebranche stark kommerzialisiert; durch restriktive Lizenzpolitik waren inkompatible Versionen verwandter Software entstanden (Stichwort: UNIX). In dieser Zeit (konkret: 1986) wurde die Free Software Bewegung von Richard Stallman begründet, mit dem Ziel ein freies Betriebssystem (das „GNU Projekt“) zu entwickeln.

Für das GNU Projekt entwickelte Richard Stallman die „GNU General Public Licence“. Software die dieser Lizenz unterliegt, darf beliebig weiterverwendet und angepasst werden. Die größte Beschränkung ist, dass Veränderungen - zumindest wenn diese kommerziell genutzt werden - wiederum (unter der gleichen Lizenz) veröffentlicht werden müssen, um damit auch allen anderen NutzerInnen zu gute kommen zu können (das Prinzip des „Copyleft“ - siehe Glossar).

Free Software / Open Source bedeutet nicht, dass die entwickelte Software nicht kommerziell genutzt wird bzw. werden darf. Meistens verdienen die Firmen durch Service und Support oder lassen sich die Entwicklung von Anpassungen zahlen.

Heutzutage betreibt Free Software einen Großteil der Computer weltweit: Von Smartphones, Routern über Internetserver bis zu Supercomputern. Besonders das „GNU Projekt“ wie auch der Betriebssystemkern „Linux“ spielen da eine wichtige Rolle. Nur am klassischen Desktop fristet es noch ein Schattendasein.

Wissensproduktion

Das Internet hat sich zu einem Ort entwickelt, in dem Informationen geteilt werden - sei es auf privaten Blogs oder in Wissensdatenbanken wie der Wikipedia. Auch diese Entwicklung geht auf die Free and Open Source Software Bewegung zurück - immerhin ist ein Großteil der Programme die das Internet betreibt von dieser Bewegung entstanden.

Wissensprojekte wie die Wikipedia oder die OpenStreetMap haben vergleichbare kommerzielle Projekte inzwischen ziemlich ins Schwitzen gebracht. Zum Beispiel erscheint die Encyclopædia Britannica nach 244 Jahren nur noch digital.

Auch vor den Gebietskörperschaft macht die Offenheit keinen Halt. Immer mehr Verwaltungen veröffentlichen ihre Daten unter freien Lizenzen um sie Interessierten zur Verfügung zu stellen. Auch die Stadt Wien hat inzwischen ein eigenes Web-Portal gegründet auf dem die Daten veröffentlicht werden: http://data.wien.gv.at/.

Universitäten spielen naturgemäß eine wichtige Rolle in der Produktion von Wissen. So fußen auch viele Free Software Projekte auf universitären Projekten, bzw. beteiligen sich an ihrer Weiterentwicklung. Leider führen Budgetkürzungen und die damit einhergehende Abhängigkeit von der Wirtschaft zu einer Einschränkung dieser Aktivitäten. Oft besteht auch kein Bewusstsein für die Bedeutung freier Projekte.

Ich finde ja, dass Universitäten primär Free Software einsetzen sollten, statt sich von monopolistischen Firmen abhängig zu machen.

Produktionsweisen

An vielen Free and Open Source Software Projekten sind tausende EntwicklerInnen beteiligt. Um so wichtiger ist es, nachvollziehen zu können wer welche Änderungen vorgenommen hat. Nicht nur um bei Problemen die richtigen Leute kontaktieren zu können, sondern auch der Reputation wegen.

Reputation ist eine wichtige Währung im Internet - so zeichnet sich eine Person durch die Projekte die sie entwickelt oder zu denen sie beigetragen hat, aus. Reputation ist allerdings nicht in Zahlen messbar ist und ist auch nicht weitergebbar.

Lizenzen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Mit der Lizenz kann bestimmt werden, unter welchen Bedingungen ein Werk weiterverwendet werden darf. Sehr oft ist Namensnennung eine wichtige Bedingung, z.B. bei den Creative Commons Lizenzen, die primär für künstlerische Werke entwickelt wurden.

Bei Projekten mit vielen EntwicklerInnen spielen auch die Werkzeuge zur Kollaboration eine große Rolle. Meist funktionieren diese Projekte so, dass es ein Kernteam gibt, das an einem Projekt arbeitet; Interessierte erstellen Abspaltungen (sogenannte „Forks“) und erweitern das Programm entsprechend. Sobald die Erweiterung fertig ist, werden die Änderungen an das Kernteam zurückgegeben, das die Änderungen dann integriert.

Git (http://git-scm.org) ist eine solche Software, die es ermöglicht an (Software-)Projekten in verschiedenen Zweigen bzw. Forks zu arbeiten und diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder zusammenzuführen - und trotzdem nachvollziehbar zu lassen, wer wann welche Änderung beigetragen hat. Github (http://github.com) ist ein Webportal, das nicht nur dazu dient mit Git entwickelte Software zu veröffentlichen, sondern auch kollaborativ zusammen zu arbeiten.

Beispiele für Nicht-Software Open Source

Inzwischen hat sich das Free and Open Source Software Prinzip auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Sehr oft geht dies mit einer Selbstermächtigung der NutzerInnen einher.

Das Projekt Funkfeuer (http://funkfeuer.at) hat sich zum Ziel gesetzt ein freies, unkommerzielles Netzwerk auf Basis von WLAN aufzubauen. Jedes Mitglied betreibt einen eigenen Knoten und verknüpft sich über WLAN mit seinen NachbarInnen. Damit können alle Beteiligten untereinander und mit dem Internet kommunizieren. In manchen abgelegenen Gegenden der Welt sind vergleichbare Projekte die einzige Möglichkeit, überhaupt zu einem Internetzugang zu kommen.

OpenStreetMap (http://openstreetmap.org) wurde schon vorher erwähnt. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt eine freie Weltkarte zu erstellen - hauptsächlich, da herkömmliche Karten äusserst restriktiven Lizenzen unterliegen und nur zu hohen Lizenzkosten verwendbar sind. Ausserdem kann man selber Verbesserungen an den Daten vornehmen. Da man Zugriff auf die unterliegenden Daten hat, kann man selber Visualisierungen erstellen und z.B. die genauen Sachverhalte die man hervorheben möchte, wählen.

Für Architektur ist das Portal Open Architecture Network (http://openarchitecturenetwork.org) interessant - Auf dieser Webseite können Ideen, Designs und Pläne mit Anderen geteilt werden. Die Seite hat sich vor allem der Entwicklungshilfe verschrieben.

Open Source und Raumplanung?

Viele der oben dargestellten Methoden können sicher nicht direkt in der Raumplanung eingesetzt werden. Andere, wie z.B. die OpenStreetMap, sind selber raumplanerisch relevant, da sie eine wichtige Datenquelle darstellen können.

Überall wo man in der Raumplanung Software einsetzt, kann man versuchen auf Free und Open Source Software setzen, z.B. für Webseiten und Blogs im Rahmen von BürgerInnenbeteiligungsprozessen. Oder Quantum GIS (http://qgis.org) als GIS-Software. Und wenn die Software noch nicht gut genug ist, dann sollte man sich darum bemühen, dass diese gut genug wird - z.B. indem man Fehler meldet.

Im Rahmen von Entwicklungsprozessen sollten Daten - analog zur Open Data Initiative der Gebietskörperschaften - in offenen Formaten zur Verfügung gestellt werden, um die Bevölkerung zu ermächtigen sich in den Prozess einzubringen. Diese können dann auch mit diesen Daten arbeiten und Ideen generieren und diese visualisieren. Ein gemeinschaftlicher Blog könnte diese Ideen sammeln und weiterverbreiten.

Conclusio

Dieser Text sollte primär darstellen, wie Commons in der Free and Open Source Software verwendet werden. Wie diese Methoden in der Raumplanung verwendet werden können muss man sich extra ansehen. Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Licht in diese Sache bringen.

Das Internet ist ein virtueller Raum - sehr anders als der reale Raum in dem wir uns tagtäglich bewegen. Aber der virtuelle Raum ist auch ein Common - mit durchaus strengen Regeln (wie der „Netiquette“ die besagt wie man sich verhalten sollte). Jede Person kann - und sollte - den virtuellen Raum nutzen. Zum Beispiel, indem man einen eigenen Blog betreibt und dort eigene Projekte beschreibt und bewirbt. Und indem man Freunde und Freundinnen verlinkt. Und sich an Projekten beteiligt, z.B. Urbanizm (http://urbanizm.net) einem Blog für Stadtforschung.

Mein Blog findet sich auf http://plepe.at. Ich würde mich freuen, wenn ihr dort vorbei schaut :-)

Dieser Artikel ist übrigens unter den Bestimmungen der CC-BY-NC-SA 3.0 Lizenz weiterverbreitbar: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/

Glossar

  • Free Software - Software die „frei“ ist, in dem Sinne, wie auch Freie Rede frei ist. Sie unterliegt also keinen künstlichen Beschränkungen.
  • Open Source - Software, die in einem offenen Prozess entwickelt wird. Im Prinzip bedeuten beiden Begriffe das gleiche, die unterschiedlichen Begriffe wurden v.a. wegen Missverständnissen des Wortes „frei“ eingeführt. Open Source wird aber auch für unfreiere Lizenzen verwendet. Oft wird der Begriff FOSS (Free and Open Source Software) verwendet, der beide Strömungen zusammenführt.
  • Creative Commons - Lizenzen die es erlauben, die Bedingungen einer Weiternutzung von Werken (Fotos, Filme, Texte, Software) unter Namensnennung zu regeln (z.B. ob kommerzielle Nutzung erlaubt ist, ob Modifikationen erlaubt sind).
  • Copyleft:
    • Freedom 0 – the freedom to use the work,
    • Freedom 1 – the freedom to study the work,
    • Freedom 2 – the freedom to copy and share the work with others,
    • Freedom 3 – the freedom to modify the work, and the freedom to distribute modified and therefore derivative works.
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